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Impeller heißen die kleinen Schaufelräder in den Wasserpumpen von Bootsmotoren. Sie sind aus einem widerstandsfähigem Gummi (Neopren oder Nitril) und halten bei Volvo normalerweise 500 Betriebsstunden, bei anderen Motoren 1000 Stunden. Es wird manchmal empfohlen sie jährlich zu wechseln, viele fahren sie über mehrere Jahre ohne Probleme.
Bei unserem Volvo-Motor halten die Impeller jetzt 4 Stunden. Danach ist mindestens einer von sechs Flügeln abgerissen, nach acht Stunden fehlen drei Flügel. Alle Arbeiten des Volvo Service und meine eigenen Versuche waren ohne Erfolg.
Dieses mysteriöse Problem um den kleinen Impeller hat unseren Plan einer zweijährigen Weltumsegelung verhindert. Wir haben sehr viel komplexe Technik an Bord und dazu ein gut überlegtes Redundanzkonzept. Alles funktioniert, nur die primitive Wasserpumpe mit dem Impeller, die Firmen wie Volvo aus Kostengründen beibehalten, versagt.
Mittlerweile bin ich auch in den Aufbau und die Funktion der Impellerpumpen tiefer eingestiegen. Ich habe in allen verfügbaren Büchern (Bootszubehörläden) die Kapitel über Wasserkühlung und –pumpen gelesen. Auch im Internet habe ich stundenlang nach ähnlichen Problemen gesucht. Es gibt keine plausible Erklärung für unser Problem, und andere haben so etwas wohl noch nie gehabt.
Mit Frank Agren (Volvo Service Martinique) bin ich laufend per E-Mail in Kontakt. Er ist nach meinen Beschreibungen immer noch der Meinung, dass die Pumpe zu wenig Wasser bekommt. Also beschließe ich, mit dem Boot hier auf Grenada wieder an Land zu gehen, und einen weiteren größeren Wassereinlass zu montieren.
Am 31.01. 06 fahren wir von der Clarkes Court Bay in die Prickley Bay und lassen unser Boot gegen 10 Uhr bei Spice Island Marine an Land heben. Frank Agren hat die hier ansässige Firma JYA beauftragt, uns zu unterstützen und gegebenenfalls Arbeiten durchzuführen. Eric, ein Mechaniker von JYA und selbst Segler mit eigenem Boot, überprüft unseren Motor. Er kommt auch zu dem Schluss, dass der Motor in Ordnung ist und dass eigentlich nur Wassermangel den Impellerverschleiss verursachen kann. Das einzige, das er bemängelt, ist die wackelige Zinkanode am Saildrive. Also mache ich mich an die Arbeit.
Um die Zinkanode festzuschrauben oder zu ersetzen, muss der Faltpropeller entfernt werden. Als er von der Welle abgezogen ist, stelle ich fest, dass an der Rückseite der Nabe rund herum ca. 5 mm tiefe Löcher entstanden sind. Außerdem gibt es neben diesem Lochfraß wohl einen gleichmäßigen Materialabtrag, denn anders ist das große Spiel zwischen den Flügeln und der Nabe nicht zu erklären. Da ich auf Grenada keine passende Zinkanode bekommen kann, montiere ich die alte wieder und danach auch den Propeller. Lange wird der Propeller nicht mehr halten. Die Antwort des Herstellers SPW auf meine Fragen zu diesen Effekten zeugen nicht gerade von Sachkompetenz und die Bitte, den Propeller nach Deutschland zu schicken, ist auch nicht besonders hilfreich.
In den nächsten Tagen arbeite ich an der Verbesserung des alten Wassereinlasses über den Saildrive und der Montage eines neuen mit größerem Querschnitt. Alle Teile des alten Leitungssystem, in dem es tatsächlich einige Ablagerungen gab, werden komplett erneuert. Den nicht einsehbaren Teil im Saildrive spülen wir mit Salzsäure. Wenn die möglichen kleinen Impellerfresser im Saildrive tierische Wesen sind, dürften sie das nicht überlebt haben. Der neue Wassereinlass hat ein grobes Filter am Boden und ein feines Filter oberhalb der Wasserlinie, das extra aus den USA eingeflogen wird.
Frank Agren hatte ich geschrieben, dass wir nicht ins Wasser gehen, bevor wir drei neue Impeller haben. Da sich die Lieferung verzögert, haben wir noch Zeit für andere Dinge. Wir lassen von JYA unser Bimini modifizieren und ersetzen unsere Toilettenschläuche. Wilma kann in den vorhandenen Waschmaschinen kostengünstig waschen.
Wilma beim Waschen
Zum Einkaufen fahren wir häufig in Hauptstadt St. George’s. In den Supermärkten gibt es eigentlich fast alles zu kaufen. Zwei Mal besuchen uns Bruce und Sheena, Schotten, die wir in der Clarkes Court Bay kennen gelernt haben. Zusammen besuchen wir u.a. ein Spezialitätenrestaurant (Aquarium) mit sehr guter Küche und herrlicher Lage am Meer. Es wird von einem Deutschen betrieben, der schon seit vielen Jahren hier lebt.
Interessant waren auch die Veranstaltungen zum Independence Day am 7. Februar. Es fanden Militärparaden mit dem Präsidenten und ausländischen Gästen statt. Mindestens genau so interessant waren die in den Landesfarben gekleideten Zuschauer. Es ist schon etwas eigenartig, wenn sich ein kleines Inselvolk als Nation mit Militärparaden darstellt.
Independence Day in Grenada
Am 10.02. gehen wir wieder ins Wasser, obwohl noch keine Impeller von Frank angekommen sind Vom Kran fahren wir etwa eine Seemeile bis zu unserem Ankerplatz in der Prickley Bay. Hier wollen wir auf den Impeller-Nachschub warten. Außerdem ist es nach Bohren von Löchern unterhalb der Wasserlinie immer beruhigend, in der Nähe eines Krans zu sein.
Prickley Bay
Am 16.02 können wir endlich weiter fahren. Wir haben von Frank über JYA 5 Impeller bekommen. Das müsste normalerweise für die nächsten 5 bis 10 Jahre reichen. Mittags erreichen wir die Lagoon von St. George’s. Als erstes sehe ich mir den Impeller an. Nach 2 ½ Stunden zeigt er bereits erste Anzeichen eines Risses. Allerdings wurde dieser Impeller auch eine halbe Stunde vor dem Einbau des neuen Wassereinlasses betrieben. Ich baue einen neuen Impeller ein. Dieser kann bei zwei parallelen Wassereinlässen bestimmt nicht mehr an Wassermangel leiden.
Wir wollen jetzt von Grenada nach Martinique fahren, um in die Nähe des Impeller-Nachschubs zu kommen. Le Marin auf Martinique ist ein Einkaufsparadies für Segler und es gibt fast alle Volvo-Ersatzteile direkt aus dem Regal. Von dem Erfolg der Aktion mit größeren Wassereinlass bin ich nämlich noch nicht überzeugt.
Der südliche Teil der kleinen Antillen von Grenada bis Martinique heißt „Windward Islands“ oder auf deutsch „Inseln vor dem Winde“. Der Name stammt von den Engländern, deren Besitzungen größtenteils südlich dieser Inseln lagen. Wenn sie die Inseln von Grenada bis Martinique erreichen wollten, mussten sie gegen den Wind segeln.
Am 17.02.06 verlassen wir um 8 Uhr die Lagoon von St. George’s mit dem Ziel Carriacou. Das ist die erste bewohnte Insel nördlich von Grenada. Sie ist von St. George’s etwa 30 sm entfernt und gehört zu dem Staat Grenada. Wir fahren zunächst bei schwachem Wind die Küste entlang nach Norden. Als wir das offene Meer erreichen weht es mit 5-6 Bft aus Nordost, also fast genau aus der Richtung, in die wir fahren wollen. Wir setzen Segel, das Groß mit 2 Reffs, und versuchen unser Bestes. Wir machen trotz der hohen Wellen über 6 kn Fahrt und überholen dabei langsam einen amerikanischen Katamaran. Es kommt häufig Wasser über, aber mir macht es Spaß, Wilma weniger. Gegen 16 Uhr erreichen wir die Tyrrel Bay auf Carriacou und ankern dort in klarem flachen Wasser. Durch das Kreuzen sind aus den 30 sm allerdings 44 sm geworden.
Zum Ausklarieren fahren wir am nächsten Morgen in das 4 sm entfernte Hillsborough. Hier gibt es einige Einkaufsmöglichkeiten und vor allen Dingen auch ein Internet-Cafe. Die Internet-Cafes besuchen wir hauptsächlich wegen der Wetterprognosen.
Mittags segeln wir mit 7 kn Fahrt (2 Reffs im Groß) zu der Chatham Bay auf Union Island. Nach weniger als zwei Stunden sind wir am Ziel. In der Chatham Bay wollen wir mindestens zwei Nächte bleiben, u.a. um die Pelikane zu beobachten. Nach dem Ankern sehe ich mir erst einmal den Impeller an. Es ist nicht zu fassen. Nach 3 ½ Stunden sind schon wieder zwei Flügel abgerissen. Jetzt steht mir der Sinn nicht mehr nach Pelikanen, jetzt will ich nur noch nach Martinique.
Es ist nun eindeutig klar, dass Wassermangel am Eingang der Pumpe nicht die Ursache für den immensen Impellerverschleiss sein kann. Ich denke jetzt wieder an meine Luftbasen-Theorie. Vielleicht zieht die Pumpe über den Saildrive doch Luftblasen, auch wenn man es im Normalfall nicht sieht. Von jetzt an werden wir nur noch den neuen Einlass verwenden.
Unser nächstes Ziel, die Insel Bequia, ist knapp 30 sm entfernt. Die Windprognose ist ENE 15 kn. Damit müsste unser Ziel bei angenehmer Windstärke gerade erreichbar sein, ohne zu kreuzen. Wir starten kurz nach Sonnenaufgang. Der Wind hält sich mal wieder nicht an die Prognose. Es weht mit über 20 kn und ziemlich genau aus der Richtung, in die wir fahren wollen. Wir setzen Segel mit den üblichen Reffs und fahren gen Norden. Irgendwie kommt der Autopilot heute mit den chaotischen Wellen nicht zurecht. Ich muss von Hand steuern und werde dabei sehr nass. Mittags legt der Wind bei heftigem Regen auf über 30 kn (7 Bft) zu. Das Kreuzen ist mühsam, aber wir kommen doch ganz gut voran. Noch vor 17 Uhr und nach 48 sm haben wir es geschafft, der Anker fällt in der großen Bucht vor Port Elizabeth auf Bequia.
In Bequia warten wir auf ein Nachlassen des Windes und nutzen die Zeit für verschiedene Arbeiten am Boot. Wilma findet auch eine gute und preisgünstige Friseuse. Bequia ist ein angenehmer Ort mit mäßigem Tourismus. Es gibt hier auch einige Deutsche mit kleinen Geschäften, z.B. eine Bäckerei, ein Bootzubehör-Laden und ein Lebensmittel-Laden.
Am 23.02 fahren wir morgens weiter, weil der Wind auf 15 kn abgenommen haben sollte. Kaum sind wir aus der Landabdeckung heraus, da weht es schon wieder mit 30 kn. Heute ist das allerdings kein Problem, denn unser Ziel, die Bucht Wallilabou auf St. Vincent, ist nur 15 sm entfernt und wir müssen nicht kreuzen. Mittags machen wir in Wallilabou an einer Boje und mit einer Heckleine an einem Pfahl fest. Das machen wir natürlich nicht selbst, sondern die überall wartenden Boat Boys, die auch gleich noch Obst verkaufen.
In Wallilabou stehen noch die Kulissen des Films „Fluch der Karibik“, die eingesetzten Schiffe liegen in der Rodney Bay Lagoon, St. Lucia, und machen von dort aus Rundfahrten mit Touristen. Wir sehen uns die Kulissen an und wandern in den nahegelegenen Ort. Dort werden wir wie alte Bekannte von einem der Boat Boys begrüßt. In Wallilabou können wir auch ausklarieren. Abends sitzen wir im Restaurant mit Engländern zusammen, die auch an der ARC teilgenommen haben.
Filmkulisse Wallilabou
Am nächsten Morgen starten wir bei Sonnenaufgang, denn die Strecke nach St. Lucia kann sehr hart sein, so steht es jedenfalls in unseren Handbuch „Windward Islands“ Es sind mehrere Schiffe in der gleichen Richtung unterwegs. Aber im Gegensatz zu ihnen müssen wir gleich nach der Landabdeckung Segel setzen, um die Maschine zu schonen. Wir sind die einzigen, die Richtung St. Lucia kreuzen, alle anderen fahren mit Maschine. Der Wind kommt fast genau aus der Zielrichtung (NNE) und hat eine Stärke von 20 bis 30 Kn. Die Wellen sind hoch und chaotisch. Ich steuere wieder von Hand und muss einiges an Wasser ertragen. Eine Welle schlägt so gar von oben auf das Bimini. Vor St. Lucia lässt der Wind nach, bleibt aber sehr böig. Kurz vor 18 Uhr haben wir die Pitons (2 kegelförmige Berge) endlich hinter uns und können an einer Boje westlich von dem Ort Soufriere festmachen. Es ist ein sehr schöner Platz vor einer Felswand in kristallklarem Wasser. Fast 60 sm an der Kreuz unter harten Bedingungen liegen hinter uns. Ich bin zufrieden, Wilma ist weniger glücklich. Der Name „Windward Islands“, mit dem ich früher gelegentlich Probleme hatte, hat sich bei mir jetzt endgültig tief eingeprägt.
Unser nächstes Ziel ist die Rodney Bay Marina, eigentlich nur ein Katzensprung. Aber der Wind hält sich auch heute wieder nicht an die Prognose und weht mit 20 – 25 kn aus NE. Eigentlich sollten es 15 kn aus ENE sein. Das stört uns aber wenig, denn der Seegang hinter der Insel ist sehr moderat. Wir kreuzen und können um 14 Uhr in der Rodney Bay Marina festmachen.
Ich überprüfe den Impeller. Nach 4 Std. ist ein Flügel zu 80 % abgerissen. Damit ist auch meine Luftblasen-Theorie eindeutig nicht zutreffend. Zwei Impeller zeigen Verfärbungen, von denen man auf Gaseintritt von der Ausgangsseite schließen könnte. Aber wie können Gase gegen den Wasserstrom in die Pumpe eindringen. Es ist auch kein Überdruck an den Schläuchen erkennbar.
Impeller in Pumpe (Rodney Bay)
Einem Service-Techniker, der ein gegenüberliegendes Boot betreut und sich auch mit Volvo-Motoren auskennt, zeige ich den Impeller und die alte Wasserpumpe. Auch er hat für dieses Phänomen keine Erklärung.
In Rodney Bay wollten wir eigentlich nur zwei Tage bleiben. Doch die Windprognose für den 27.02 beängstigt mich, nur 10 kn aus NE. Wenn aus den 10 kn nun 5 kn werden, dann können wir ohne Maschine lange bis Martinique segeln. Wir verschieben unsere Abreise auf den nächsten Tag, für den 15 kn vorhergesagt sind. Zum ersten Mal habe ich in der Karibik Angst vor einer Flaute.
Am 28.02 laufen wir kurz nach 8 Uhr aus der Rodney Bay Marina aus in Richtung Martinique. Heute stimmt alles, Windstärke, Windrichtung, und die Wellen kommen geordnet vom Atlantik herein. Ich überlasse das Steuern wieder dem Autopiloten und sitze wie Wilma trocken hinter der Sprayhood. Nur eine Welle erwischt mich etwas von der Seite. Mittags haben wir unser Ziel, die Bucht von Le Marin, erreicht. Wir ankern auf unserem Stammplatz, dicht am Fahrwasser mit möglichst kurzer Entfernung zum Supermarkt (Leader Price) und zur Marina mit den Zubehörläden.
Wir fahren sofort an Land, um mit Frank Agren einen Termin zu vereinbaren. Wegen der Faschingszeit wird er erst am 3.03 zu uns an Bord kommen. Im Marina-Büro reservieren wir jetzt endgültig den Liegeplatz für unser Boot während unserer Reise nach Deutschland Ende April.